Sunday, February 5, 2012

Der Junge, der Träume schenkte: Roman



Es fällt mir nicht ganz leicht einzugestehen, dass mich Luca Di Fulvio mit DER JUNGE, DER TRÄUME SCHENKTE schlichtweg verzaubert und auf poetische Art und Weise tief berührt hat. Es fällt mir deshalb nicht leicht einzugestehen, da ich als erwachsener Mann eher realitätsnahen Thrillern/Polit- und Agenten-Thrillern zugetan bin und üblicherweise auf das Kindchenschema, welches aus unschuldigen Knabenaugen vom Cover lächelt, nicht hereinfalle. Für mich hatte bei erster Betrachtung bereits der Titel etwas Kitschiges an sich und ich dachte mir "Meine Güte, soetwas können auch nur Frauen lesen". Wie man sich täuschen kann ...

Es ist dem Drängen meiner Frau zu verdanken, dass ich mich dennoch diesem kraftvollen Werk genähert habe, ohne es dann länger als zwei Tage zur Seite zu legen. Meine Frau lächelte, schmunzelte, legte sorgenvoll die Stirn in Falten und verdrückte die ein oder andere Träne, als sie vor mir dieses Buch las - eine Reaktion, die ich so zuvor schon lange nicht bei ihr bemerkt hatte, wenn die üblichen US- und Skandinavien-Krimis mit den x-beliebigen Psychopathen und Serienkillern aus den Bestellerlisten weggeschmökert wurden. Das hat mich dann letzlich neugierig gemacht und ich folgte ihrer Buchempfehlung. Ich habe dies nicht eine Sekunde bereut.

Der Autor hat in meiner Wahrnehmung die wirklich seltene Gabe, erzählen zu können. Und zwar in einer mitreissenden Leichtigkeit und zugleich dramatischen Eindringlichkeit, die einen sofort in andere Welt versetzt. Er schafft das schriftstellerische Husarenstück, eine längst vergangene Zeit und die darin agierenden Personen lebendig werden zu lassen, ohne dabei mit gefühlsduseligem Schicksalsgenöle in die Pilcher`sche Kitschecke abzudriften (Rosamunde Pilcher, Herr lass Hirn vom Himmeln regnen, sowas habe ich einmal und nie wieder gelesen, der Vergleich zu dieser Autorin ist eigentlich eine Beleidigung des begnadeten Italieners, sorry!).

Kurzum: DER JUNGE, DER TRÄUME SCHENKTE berührt Herz und Seele und schafft es über die volle Distanz literarisch anspruchsvoll zu unterhalten und Nachhaltigkeit zu erzeugen. Für mich war das ganz großes Kino und ein unerwartet schöner Ausflug in ein mir weitestgehend unbekanntes Genre.

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